Süße Lügen
Das Hüpfen Heras bedeutete nicht nur, dass wir gemeinsam an der familiären Geburtstagsparty von Jesus Christus teilnehmen würden, sondern auch, dass unsere Beziehung mindestens bis Weihnachten anhalten würde. Und noch wichtiger: Ich würde am Geburtstagsfest Christis, Sabzi polo und Fisch haben, was beim iranischen Neujahrsfest üblich ist, statt Gans und Rotkohl zu verzehren. Ich bin grundsätzlich gegen jeglichen Küchen-Kulturaustausch. Shamsi hingegen ist in dieser Hinsicht Weltmeisterin. Ebenso raffiniert lügt sie wie eine Weltmeisterin. Ich habe seit achtzehn Jahren die Ehre, ihr Sohn zu sein, ihr wahres Gesicht hat sie mir aber noch nicht gezeigt. Sie ist vielfarbig, ähnelt einem Peugeot 1007, verfügt über eine trickreich variable Innenraumgestaltung. Diese verschiedenen Ausstattungsfunktionen ermöglichen ihr, sich jeder schwierigen Situation anzupassen und weiterzumachen.
Nachdem wir uns von Shamsi verabschiedet hatten, sagte ich unterwegs ironisch zu Hera, es sei sehr nett von ihr gewesen, die Einladung meiner Mutter unverzüglich anzunehmen, ohne mich gefragt zu haben. Gelassen antwortete sie:
»Ich hab nur für mich gesprochen. Du hättest auch deine Meinung sagen können.«